26. April 2024
Schmalspurbahnen

Expansionspläne: Mollis Strecke soll wachsen

Sie ist die älteste Schmalspurbahn an der deutschen Ostseeküste und sie fährt auf der ziemlich seltenen Spurweite von 900 Millimetern: die mecklenburgische Bäderbahn Molli. Diese Spurweite hat die mit Dampfloks betriebene Bäderbahn mit der Borkumer Inselbahn gemeinsam, doch verkehrt sie auf dem Festland und verbindet als reguläres Nahverkehrsmittel die Orte Bad Doberan mit Kühlungsborn. Nach mehr als 110 Jahren in Betrieb reifen nun Pläne, die Strecke der Bäderbahn östlich bis nach Warnemünde und westlich bis zum Ostseebad Rerik zu verlängern. Zu dieser Empfehlung kommt jedenfalls die Technische Universität Dresden, die mit einem Gutachten zur Entwicklung der Bäderbahn beauftragt worden ist und ihre Ergebnisse jüngst bei einer Kreistagssitzung in Güstrow vorgestellt hat. Mehr als 110 Millionen Euro müssten für den Streckenausbau und in die Beschaffung eines weiteren Dampfzugs investiert werden, zuzüglich der Planungskosten. So teuer ist die Zukunftsmusik, die bislang lediglich als Empfehlung auf dem Papier steht. Erst im Jahr 2025 könnte es dazu einen konkreten Beschluss geben, berichtete jüngst der NDR.

1883/84 war Doberan Station an der neu erbauten Eisenbahnlinie Rostock–Wismar geworden. So kam die Idee auf, auch die Ortschaft Heiligendamm, die 1793 durch Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin als erstes deutsches Seebad gegründet wurde, an das Eisenbahnnetz anzubinden. Der Bau der Bahnstrecke folgte umgehend, für heutige Verhältnisse fast unvorstellbar schnell. Seit dem 9. Juli 1886 pendelt die Bäderbahn auf ihrem 900-mm-Gleis planmäßig zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn der Ostseeküste. Zunächst führte die Strecke nur bis nach Heiligendamm, um Kurgäste ans Meer zu bringen. Erst seit 1910 erreichte der Molli die Station Arendsee, die heute zur Ortschaft Ostseebad Kühlungsborn gehört.

Der Molli ist längst nicht nur ein Nahverkehrsmittel, sondern auch eine Touristenattraktion. Vier Dampflokomotiven der 900-mm-Spur stehen für den Betriebsdienst zur Verfügung, die von ihnen gezogenen Züge benötigen für die rund 15 Kilometer lange Fahrt, die sowohl an der Steilküste von Kühlungsborn entlang als auch durch die Straßen von Bad Doberan führt, etwa 40 Minuten. Drei der Loks stammen von 1932, eine weitere wurde nachgebaut und ist seit 2009 im Einsatz – es handelte sich um die erste Neubaudampflok nach fast fünf Jahrzehnten (Gartenbahn Profi 3/2009, S. 21; das Bild links zeigt die Lok bei ihrer Präsentation auf der Berliner Tourismusmesse ITB 2009). Mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h gehören die 460 PS starken Maschinen zu den schnellsten Schmalspurdampfloks Deutschlands – auf der Bäderbahn (32 Weichen, 34 Bahnübergänge und ein mechanisches Stellwerk) fahren sie mit maximal 40 km/h und halten an neun Stationen. Der Molli gilt seit 1976 als Denkmal der Verkehrsgeschichte.

Fotos: Mecklenburgische Bäderbahn Molli (2), Pressebüro Jürgen Rech (1)